Der geotouristische Pfad der "Ehemaligen Braunkohlegrube Babina" drucken

Der geotouristische Pfad der "Ehemaligen Braunkohlegrube Babina"

Die faszinierende Natur der größten Stirnmoräne Europas mit vielen sich im Licht der Sonne spiegelnden Wasserreservoirs, die an den Stellen einstiger Abbauräume entstanden sind. Diese außergewöhnliche Landschaft wartet auf alle Besucher im Gebiet des ehemaligen Tage- und Untertageabbaus von Braunkohle und Keramikton. So laden wir also ein, sich auf den fünf Kilometer langen geotouristischen Pfad der "Ehemaligen Braunkohlegrube Babina" im Landschaftspark "Muskauer Faltenbogen" zu begeben.

Unsere Expedition beginnen wir im Abschnitt des einstigen Grubenwegs in der Ortschaft Nowe Czaple und begeben uns in Richtung der alten Ziegelei in Łęknica. Wir befinden uns in einem Gebiet, in dem einst in einem Bergwerk unter Tage Ton und Braunkohle gefördert wurden.  

Geotouristischer Pfad "Ehemalige Babina-Grube"- Streckenverlauf. Fot. Eigene Materialien des Forstamtes Lipinki.

Tagebau B2

Wir passieren das Tor und biegen den ersten Pfad nach links ab. Dann bewegen wir uns entlang der Böschung der Schmalspurbahn weiter, mit der Keramikton befördert wurde.  Noch einige Meter, und wir kommen zu einer höheren Böschung mit Aussichtsterrasse, von der aus man das erste Reservoir der Bergbaufolgelandschaft mit einer Fläche von 12 ha und einer maximalen Tiefe von 12 m bewundern kann. Die an Smaragd erinnernde Farbe und die Wasserpflanzen in dem klaren Wasser werden jeden Geotouristen begeistern. Die Farbe verdankt dieses Reservoir dem Vorkommen von Tongestein und feinkörnigem Quarzsand. 

Blick von der Aussichtsterrasse am Bergbaurestgewässer "Wyrobisko B2" (Abbauraum B2). Fot. Assist Media.

Der Abbauraum liegt nahe dem Ort, an dem in den 1920er-Jahren Keramikton und zwischen 1957 und 1959 Braunkohle abgebaut wurde.  

Einfallernder Schacht VIa 

Wir kehren auf dem Hauptpfad zurück, biegen nach einer Weile wir nach rechts, wo das nächste Bergbaufolgereservoir zu sehen ist, dessen Wasser eine eisengrüne Farbe hat. Das Gewässer entstand dadurch, dass sich eine Abbaustätte über dem Schacht mit Wasser füllte. 

An dieser Stelle befindet sich der einstige Zugang in das Untertage-Areal der Grube. Der Rohstoff wurde über Schächte befördert - Einfallsschacht genannt. Mithilfe dieser Schächte kamen die Bergleute in die Abbauräume und förderten das Abbaugut. Belüftet wurden diese über sog. "Ventilationsschächte", die sich unweit der "Transportschächte" befanden. Die Aufzugsanlage war in einem Gebäude untergebracht, das gleich neben dem Schachtausgang stand.  
Der Braunkohleabbau wurde in diesem Schacht in den 1960-er-Jahren eingestellt. 

Metallisch-türkise Färbung des Bergbaurestgewässers "Upadowa  VIa" (Einfallender Schacht VIa). Fot. Assist Media.

Über dem Einfallenden Schacht VI

Wir kehren auf den Pfad zurück und begeben uns weiter. In der Ferne sehen wir eine Info-Tafel. Dies ist der bereits erwähnte, durch einen Landrücken getrennte ehemalige Tagebau B2. Das Wasserreservoir entstand an der Stelle einer Geländeabsenkung über dem einstigen Schacht und ist von dem Tagebau-Reservoir durch eine enge, aus tonhaltigem Sand bestehende Halbinsel getrennt. Wahrscheinlich ist dies ein Teil der Böschung des Abbauraumes.  

Die geotouristische Trasse führt auf einem modernen Waldweg um das Reservoir herum. Hier findet man sogar in trockenen Sommern Pfützen mit Wasser, das einen milchigen Grauton aufweist. Dies zeugt von einem Vorkommen undurchlässiger toniger Felsen im Boden. 

"Afryka" oder: Tagebau „Schuppe C” 

Der nächste anthropogene See, den wir nach einigen Metern sehen, ist der Tagebau "Schuppe C”, das größte Bergbaurestgewässer Polens, gelegen im polnischen Teil des Muskauer Faltenbogens. Der touristisch anmutende Name "Afryka" rührt daher, dass dieses Gewässer in seiner Uferlinie an diesen Kontinent erinnert. Die Fläche dieses Reservoirs beläuft sich auf über 20 ha, die maximale Tiefe auf 24 Meter. Der See entstand, weil sich eine infolge von Tagebau entstandene Vertiefung der Nachkriegsgrube "Freundschaft der Völker - Babina-Schacht" mit Regen- und teilweise Grundwasser auffüllte.   

Am Rande des Wasserreservoirs ziehen die modernen Erosionsformen anthropogener Böden und die Verkrustungen von Mineralien die Aufmerksamkeit auf sich. Über dem Gewässer thront ein Holzturm mit zwei Aussichtsterrassen, die sich in 14 und 24 Metern Höhe befinden. Um ganz nach oben zu gelangen, müssen 120 Stufen bezwungen werden, die Mühe jedoch lohnt sich, denn oben angekommen hat man eine herrliche Aussicht über ganz "Afryka" und das umliegende Gebiet. An sonnigen Tagen kann man in weiter Ferne sogar den höchsten Berg des Riesengebirges erkennen - die Schneekoppe.  

Bergbaurestgewässer "Wyrobisko C" (Abbauraum C) und Braunkohlelager.  Fot. Assist Media

Braunkohleflöze

Begibt man sich zum Rand des Reservoirs, zeigt sich unserem Auge ein natürlicher  Braunkohle-Aufschluss in Form klar erkennbarer Sedimentstreifen. Weiter führt der Weg rund um einen kleinen Hügel – Halden aus unbrauchbaren Felsen. Die kleinen koppelähnlichen Anhöhen im Uferbereich sind Überbleibsel der Kipphalden des ungenutzten Gesteins, so wie die Anhöhe in der Nähe, die wegen ihrer Form den Namen „Rücken des Elefanten“ trägt. Eingefangen wird unser Auge von einer Stelle, die dazu anregt, sich mit der Geschichte des Braunkohlebergbaus näher zu befassen. Dies ist der eine Halbinsel bildende Hügel mit dem Namen "Der Elefantenrücken". 

Erosionsformen

Wir kehren auf den Hauptweg zurück und begeben uns in Richtung der südöstlichen Grenze der einstigen Tagebaustelle. Wir gelangen an den Rand mit seinen gut sichtbaren Erosionsformen anthropogener Felsen. Ein unter landschaftlichen und bildungsorientierten Gesichtspunkten attraktiver Ort, erlaubt er es doch, sich mit den Prozessen der Herausbildung von Felsenformen besser vertraut zu machen.  

Geht man am "Afryka" entlang, dem größten anthropogenen See, kann man sich an den mannigfaltigen, phantastisch anmutenden Formen des Ufers kaum sattsehen. Der Grund hierfür sind die Plattformen, die sich am Fuße der ausgewaschenen Böschungen der Kipphalden angesiedelt haben. Die Böschungen des Reservoirs sind ehemalige Kipphalden, die durch Regenwasser getrennt wurden. Die Rückstände (Sedimente), aus denen die Böschungen des Reservoirs entstanden, sind stark durchschnitten mit tiefen Rillen, die sich in v-förmige Täler verbinden. Die Halden bestehen aus Quarz, Braunkohlestaub, Muskovit und tonigen Materialien.  

Erosionsformen. Fot. Assist Media

Am Fuß der Hänge findet man Steine aus kristallinem Gestein mit glatter Struktur und einem oder mehreren Kanten. Es sind sog. "Rillsteine" , die sich in der Zeit der Vereisung auf dem Vorfeld von Inlandeis herausgeformt haben. Es kommen aber noch mehr interessante Formen von, wie etwa "Pilzfelsen", nicht allzu große Steinsäulen, die an der Spitze einen mehrere Zentimeter zählenden Block tragen. 

Anthropogene Seenplatte 

Weiter in Richtung Süden des Reservoirs „Schuppe C”  lohnt es sich, halt zu machen und sich mit dem Begriff der "anthropogenen Seenplatte" im Muskauer Faltenbogen besser vertraut zu machen. 

Die hier zahlreich vorhandenen sauren Bergbaurestgewässer sind das Ergebnis der in diesem Gebiet geführten Bergbauarbeiten, genauer: dem Abbau von Braunkohle, von Keramikton und Glassand. Das Wasser hat einen sauren pH-Wert zwischen 2 und 4 und eine hohe Konzentration an Sulfaten und Schwermetallen, hauptsächlich Eisen. Die Wasserreservoirs werden eingeteilt in durch Absacken oder durch Auffüllen von Tagebaugruben entstandene. Es gibt noch eine dritte Art von Gewässern, die auf natürliche Weise entstanden sind, jedoch weiterhin mit der in der Senkung befindlichen Braunkohle verbunden sind. Diese bilden sich an Stellen von  Vertiefungen heraus, „Gieser” oder „Witterungsgraben” genannt, und befinden sich an den Stellen lokaler Versumpfungen und Torfmoore.

Quelle sauren Bergbauwassers 

Wenn wir zum letzten Abschnitt von "Afryka" gelangen, verlassen wir den Hauptpfad und schlagen den Weg in südöstliche Richtung ein. Wir gelangen zu dem Ort, der einst als  „Schuppe D” gekennzeichnet war und wo einstmals Kohle abgebaut wurde. 

Quelle sauren Bergbauwassers. Fot. Assist Media

Die Route verläuft über die Berührungszone der glazitektonischen Strukturen, voneinander durch Tongestein sowie Sand und Kies getrennt. Am Ende kommen wir zu einer geschlossenen Grube, in deren Nähe sich ein Ort mit vielen Quellen befindet. Hier beginnt ein Strom, der zwischen den seichten und temporären Reservoirs fließt und letztlich in das Bergbaurestgewässer im Naturschutzgebiet "Am Mühlbach" mündet. Besondere Aufmerksamkeit verdient eine Quelle, die sich in der Mitte eines aus Eisenablagerungen bestehenden Beckens befindet. Das Quellwasser fließt pulsierend heraus und stellt eine komplexe chemische Mischung dar, die vor allem aus Eisen, Kalzium, Kalium, Natrium, Magnesium, Chlor und Sulfaten besteht. Der Quellbereich und die nahegelegenen Sedimentgesteine sind ein idealer Ort, um geochemische Prozesse in der Folgezeit des Braunkohleabbaus  zu beobachten.

Denken Sie daran! Die mineralischen Verkrustungen, welche die Quellen umgeben, sind sehr fragil und bilden sich sehr langsam heraus. Seien Sie deswegen bitte besonders vorsichtig und betrachten Sie die Prozesse ausschließlich von der Holzplattform aus.

Auf dem Weg zu dem Wasserreservoir, das an der Stelle des einstigen Tonabbaus entstand, teilt sich der Pfad in zwei verschiedene Trassen. Eine von diesen führt zum Naturschutzgebiet „Nad Młyńską Strugą” (Am Mühlbach). Die andere Route führt über eine herrliche postglaziale Moräne, die aus Konglomeraten von Sand-Kies-Gebilden mit Steinen entstanden ist.

Aufschluss des Braunkohleflözes

Wir kehren zurück zum Hauptpfad und gehen in Richtung der Stelle, an der man den Aufschluss des Braunkohleflözes sehen kann. Dieser befindet sich am Hang des einstigen Abbauraumes und stellt einen von zwei Aufschlüssen dar, die sich im polnischen Teil des Geoparks befinden. Zu sehen ist der Aufschluss als lange, braune Linie von ca. 600 m Länge und 2 m Breite. Stellenweise sind auch Fragmente verwitterter Tonschichten und  Schichten kleinkörnigen Sandes zu erkennen.  

Absackungen durch den Untertage-Abbau

Als nächstes begeben wir uns in Richtung der infolge der Bergbautätigkeit entstandenen Absackungen. Dies sind lange, muldenförmige Vertiefungen mit stark saurem Wasser und einem sehr hohen Eisengehalt. Die sichtbaren Geländesenkungen sind die Folge des Abbaus von Kohlevorkommen, die Lage der Seen gibt Auskunft über den Verlauf der Grubenwege. Nachdem der Abbau des Rohstoffs eingestellt wurde, hat man die Abbauräume anhand der Methode "durch Zuschütten" ausgeglichen. Das bedeutet, dass allein die Verschalung entfernt wurde, der Raum für Gänge und die Kammern unter Tage überließ man ihrer natürlichen des Zusammenfallens.     

Absackungen durch den Untertage-Abbau. Fot. Assist Media

Wussten Sie schon, dass… Saures Bergbaufolgewasser im Gebiet des Muskauer Faltenbogens infolge intensiver Verwitterung von Sulfidmineralien entstanden ist, die in den Braunkohleflözen vorkommen. Der pH-Wert bewegt sich in den Grenzen zwischen 2-4.

Die zerstörerische Wirkung von sauren Gewässern manifestiert sich klar in den hier sichtbaren Baumstümpfen, die aus dem rostig-orangefarbenen Wasser "herauswachsen".

Moränenhügel

Am Ende unserer Wanderung durch die ehemalige Nachkriegsgrube "Freundschaft der Völker - Babina-Schacht" gelangen wir zu einer natürlichen Geländeerhebung, die mit 157,9 m ü.d.M. nicht besonders hoch ist und über sanfte Seitenhänge verfügt. Bewachsen ist diese mit Buchenwald - ein Moränenhügel, der Teil der Stirnmoräne des Muskauer Faltenbogens ist.  Dieser besteht hauptsächlich aus Sand mit Elementen aus Ton. Scharfen Augen werden beim Hochwandern die kleinen Findlinge und Rillsteine nicht entgehen.
An dieser Stelle geht unsere Wanderung zu Ende und wir begeben uns von diesem Ort aus zum nächstgelegenen Parkplatz. 

Dieser Spaziergang auf dem geotouristischen Pfad der "Ehemaligen Babina-Grube" hat es uns erlaubt, diese spezifische Bergbaufolgelandschaft kennen zu lernen, die sich infolge mehrstufiger Transformationen so herausgebildet hat.  

Praktische Informationen

Der geotouristische Pfad der "Ehemaligen Babina-Grube" liegt im südlichen Teil der geologischen Moränenstruktur, die "Muskauer Faltenbogen" genannt wird, zwischen den Ortschaften Nowe Czaple und Łęknica. Die Waldstrecke ist ca. 5 Kilometer lang, innerhalb von 2 bis 3 Stunden kann man diese zurücklegen. Die Strecke eignet sich für Wanderungen genauso gut wie für Fahrradtouren. Im Winter kommt man hier übrigens sehr gut mit Langlaufskiern voran.  

Parkplatz am geotouristischen Pfad "Ehemalige Babina-Grube". Fot. Assist Media

Der Pfad ist mit Informationstafeln ausgezeichnet, die die einzelnen geologischen Standorte und bergbaulichen Objekte näher beschreiben. Auf Besucher warten Bänke, wo man sich etwas entspannen und sich kräftigen kann. Weiter steht hier ein 30 Meter hoher Aussichtsturm, von dessen beiden Aussichtsterrassen man die herrliche anzusehende Bergbaufolgelandschaft gleich hinter dem größten Bergbaurestgewässer "Afryka" - dem ehemaligen "Schuppen C" - bewundern kann. 

Den Zugang zum Pfad bilden große Holztore. Der Pfad stellt keine Schleife dar! In der Nähe des Geopfades befinden sich drei Parkplätze, der erste führt von Nowe Czaple her, der zweite liegt an der Strecke von Nowe Czaple nach  Przewoźniki und der dritte befindet sich in Łęknica.

Zur Karte hier klicken: